In einer Zeit, in der die Pflegelandschaft in Deutschland vor außergewöhnlichen und herausfordernden Zeiten steht, hat der Medizinische Dienst Berlin-Brandenburg einen wichtigen Impuls gesetzt. Der Impuls-Tag, der am 13. Februar 2024 stattfand, zeigt wie Vernetzung und gemeinsamer Dialog wirklich funktionieren. Unter dem Dach der dringend benötigten Innovation und Verbesserung kamen führende Köpfe aus Pflegewissenschaft und -praxis zusammen, um über die Zukunft der Pflege zu sprechen.
Herausforderungen und Chancen: Demografischer Wandel und Fachkräftemangel
Die Pflegelandschaft sieht sich mit zwei Hauptproblemen konfrontiert: demografischen Veränderungen und einem zunehmenden Fachkräftemangel. Diese Entwicklungen erfordern eine Neuausrichtung der Pflege, die sowohl nachhaltig als auch menschlich und empathisch sein muss. Der Medizinische Dienst Berlin-Brandenburg ist davon ebenfalls betroffen, sieht in diesen Herausforderungen aber auch eine Chance für Innovation.
Zukunftsängste in Chancen umwandeln
Wer von Ihnen hat keine Angst, seine Selbstständigkeit im Alter zu verlieren? Der Pflegereport 2030 prognostiziert durch die demographische Entwicklung einen weiteren Anstieg der Pflegebedürftigen. Die steigenden Auftragszahlen für Pflegegrade beim Medizinischen Dienst Berlin-Brandenburg unterstreichen die Entwicklung. Angesichts dieser Zahlen stellt sich die Frage, wie Pflegebedürftigkeit nicht zur Horrorvision, sondern als Herausforderung begriffen wird, der man mit innovativen Lösungen begegnen kann.
Mit Zuversicht in die Zukunft gehen
Der Medizinische Dienst Berlin-Brandenburg hat zu einem Austausch eingeladen, bei dem renommierte Referentinnen und Referenten ihre Visionen für eine verbesserte Pflege präsentierten. Zu den Gästen am Vormittag gehörten:
- Hedwig François-Kettner, ehemalige Pflegedirektorin der Charité
- Dr. Carsten Jäger, Geschäftsinhaber der JGM GmbH
- Thomas Kalwitzki, Diplom Gerontologe Universität Bremen, Pflegereport 2030
- Simone Henning, Geschäftsführerin von Pflege Henning
- Lutz Karnauchow, Gründer von domino-world
Die Experten diskutierten am Vormittag über Anreizsysteme zur Förderung innovativer Projekte in der Pflegelandschaft. Es wurde deutlich, dass alle Teilnehmer ein gemeinsames Verständnis für die Notwendigkeit haben, die Pflegelandschaft durch Forschung, Innovation, interdisziplinäre Zusammenarbeit und politische Reformen zukunftsfähig zu machen. Der Medizinische Dienst könnte dabei noch mehr Verantwortung übernehmen. Herr Kalwitzki betont, dass die Pflegebegutachtung des Medizinischen Dienstes wertvolle fachliche Informationen enthält, die leider viel zu selten für die Planung der pflegerischen Versorgung genutzt werden.
Fazit: Den Weg in die Zukunft können wir nur gemeinsam gehen.
Die Referenten haben deutlich gemacht, dass die Bewältigung der Herausforderungen in der Pflegelandschaft ein vielschichtiges Vorgehen erfordert. Bildung, Forschung und eine ethisch-nachhaltige Ausrichtung sind entscheidend. Die Digitalisierung bietet Chancen, um die Effizienz und Qualität der Pflege zu steigern. Gleichzeitig ist es wichtig, die Ausbildung zu fördern und Forschungsergebnisse in die Praxis zu integrieren, um die Pflege zukunftsfähig zu machen. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist eine weitere Schlüsselkomponente, um eine umfassende und patientenzentrierte Pflege sicherzustellen.
Vielfalt am Nachmittag
Auch nach dem spannenden Vormittag blieb es am Nachmittag interessant. Es gab ein breites Spektrum an Bildungsthemen für die Mitarbeitenden des Medizinischen Dienstes. Die Konzentration lag auf den Herausforderungen in der Pflege, den Umgang mit Langzeiterkrankungen wie Long Covid, Gewaltprävention in Pflegeeinrichtungen, dem Verständnis für Menschen mit Autismusspektrum Störung und die Förderung von Resilienz im beruflichen und privaten Umfeld. Ziel war es, das Bewusstsein für individuelle Bedürfnisse zu schärfen, Fachkräfte mit Wissen und Strategien auszustatten und eine Kultur der Fürsorge und Achtsamkeit zu fördern. Die Beiträge von Experten vertieften das Verständnis für spezifische Lebenssituationen und fördern eine integrative Sichtweise. Unser besonderer Dank gilt hier unseren Gästen Prof. Dr. med. Carmen Scheibenbogen und Dr. Jan Warncke zum Long Covid Dialog sowie Prof. Dr. Mone Welsche, Inez Maus und Birger Höhn, die uns Impulse aus für den fachlichen Dialog zum Thema Autismus gaben. Ebenso ein herzliches Dankeschön an Dr. Andrea Kimmel, Dr. Horst Gross und Kerstin Stammel für ihre Beiträge zur Gewaltprävention sowie an Janine Dieke für ihre Impulse für ein resilientes Arbeiten.
Der Impulstag war nicht nur ein voller Erfolg, sondern er hat gezeigt, dass ein konstruktiver Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen und eine offene Haltung gegenüber Innovationen essenziell sind, um die Pflegelandschaft in Deutschland zu verbessern. Die Beiträge liefern wertvolle Ansätze, um die Pflege nicht nur an die aktuellen Bedürfnisse anzupassen, sondern sie auch resilient und nachhaltig für zukünftige Generationen zu gestalten. Nun liegt es an den Teilnehmenden, die Impulse des Tages aufzugreifen und gemeinsam in Maßnahmen umzusetzen. Ganz im Sinne von Frau François-Kettner „Was wir hier heute gezeigt bekommen haben, ist vorbildhaft. Es hilft, nicht auf andere zu zeigen und zu sagen, dass es nicht funktioniert. Jeder Einzelne kann seinen Beitrag leisten und etwas ändern“.
Wir bleiben unserem Claim treu - Wir leben Verantwortung.
Hintergrund:
Der Medizinische Dienst Berlin-Brandenburg führt im Auftrag der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen Berlins und Brandenburgs sozialmedizinische und pflegefachliche Einzelfallbegutachtungen durch, die sich auf die Versorgung einzelner Versicherter beziehen. Darüber hinaus berät der Medizinische Dienst diese Kassen und ihre Verbände in entsprechenden Grundsatzfragen.